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Kriminalromane von

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Das große Exklusiv-Interview
Christa Thelen

historische Krimis von Amber und Berg

„Ohne Vertrauen geht es nicht“
Sie schreiben als Duo – und das sehr erfolgreich: Auch der zweite Thriller von Liv Amber und Alexander Berg spielt im zerbombten Berlin und überzeugt als spannende Zeitgeschichte und hochemotionales Drama zugleich.

Christa Thelen: „Venusfluch – Auf den Trümmern von Berlin“ fängt erneut die Zerrissenheit und Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit ein – was hat Sie an der Ära fasziniert?

Alexander Berg: Berlin war nach 1945 von diversen historischen Spannungsfeldern geprägt. Da waren nach dem Ende des Nationalsozialismus immer noch dessen Ideen, die in manchen Köpfen rumspukten. Der Ost-Westkonflikt, der sich zunehmend verstärkte. Außerdem existierte ein heftig spürbarer Kontrast zwischen Gegenwart und Zukunft - das in Trümmern liegende Berlin wollte nichts lieber als sich neu erfinden. In unseren Büchern treffen Personen aufeinander, die ganz unterschiedlich in die einzelnen Spannungsfelder eingebunden sind. In diesem Sinne erzählen wir nicht nur Kriminalfälle, sondern auch komplexe Zeitgeschichte. Nicht zuletzt, weil die Ära sich ja auch in der Art und Ausführung der Verbrechen spiegelt.
Wie kamen Sie auf die Idee, zusammenzuarbeiten?

Liv Amber: Wir sind bereits länger befreundet, und Alexander hat mich schon bei früheren Recherchen für meine Romane unterstützt. Als ich die Idee zu einer Krimi-Reihe aus der Nachkriegszeit in Berlin, hatte, wollte ich das unbedingt im Team schreiben. Ich habe ihm die Zusammenarbeit angeboten. Und er sagte ja. Nicht zuletzt, weil ihn als Vollblutwissenschaftler auch die fiktionale Form sehr gereizt hat.

Warum stehen medizinische Themen im Mittelpunkt der Verbrechen?

Liv Amber: Weil Alexander Experte für Medizinthemen ist, ganz besonders Medizinhistorie. Was er recherchiert hat Hand und Fuß.

Alexander Berg: Und die Themen spiegeln konkrete Probleme der Nachkriegszeit wider. Viele medizinhistorische Fakten sind zudem nur wenig bekannt, so dass sie den Verbrechen unserer Krimis interessante Motive und Hintergründe geben.

Sie schicken drei sehr unterschiedliche Ermittler ins Rennen – neben Kommissar Stein seinen Kollege Wuttke und die Schreibkraft Lore Krause. Was macht diese Konstellation so spannend?

Liv Amber: Die grundverschiedenen Blickwinkel. Kommissar Stein erlebt die Nachkriegszeit, in der braune Seilschaften noch Macht und Einfluss haben, aus „unbelasteter“ Perspektive, quasi wie wir Autoren, sozusagen von außen. Mit Wuttke haben wir einen jungen Mann, der mit einer Schuld aus jener Zeit belastet ist. Er verkörpert die Sicht des einstigen Mitläufers, der seine Taten am liebsten verdrängen würde. Und Lore Krause sieht die Welt wie eine lebenshungrige junge Frau, die durch den Krieg vieles entbehren musste und nun mehr vom Leben will.

Alexander Berg: In der Dreierkonstellation treffen verschiedene Geschichten aufeinander. Die Protagonisten sind durch unterschiedliche Erfahrungen und Identitäten geprägt und müssen sich immer wieder neu zusammenraufen. Die Schreibkraft Lore Krause verkörpert in ihrer Intelligenz und ihrem Streben nach kriminalistischer Mitarbeit zudem die Abhängigkeiten, die sozialen und beruflichen Beschränkungen, denen Frauen damals ausgesetzt waren. Ihr Geschlecht reichte aus, eine gleichberechtigte, professionelle Partnerschaft war für sie als Frau in dieser Zeit unmöglich.


Schreiben ist eigentlich ein einsamer Beruf: Wie bringen Sie unterschiedliche Sprachstile, Arbeitsweisen und Egos unter einen Hut?

Liv Amber: Im Team ist die Arbeit glücklicherweise gar nicht einsam, da wir beim Schreiben beinahe täglich telefonieren und uns austauschen. Dass wir klare Arbeitsteilungen haben, macht vieles einfacher. Die Geschichte entwickeln wir gemeinsam, auch die Charaktere. Dann fange ich an zu schreiben und Alexander vertieft die Recherche, die er im Vorfeld schon begonnen hat. Medizinische Passagen schreibt er auch mal in erster Fassung allein. Jedes fertige Kapitel besprechen wir, diskutieren Details und Tonfall, verbinden Fakten und Fiktion.

Was ist wichtiger beim Schreiben zu zweit, Vertrauen oder diplomatisches Geschick?
 
Liv Amber: Bei mir steht ganz eindeutig das Vertrauen an erster Stelle. Wenn es um die Recherche, historische Fakten und das Streichen meiner Lieblingsfloskeln geht, kann ich Alexander blind das letzte Wort überlassen. Und ich hoffe, es geht ihm in Sachen dramaturgischer Kniffe umgekehrt genauso ...

Alexander Berg: Ohne Vertrauen kommt erst gar nichts zustande. Und ohne diplomatisches Geschick können keine Veränderungen umgesetzt werden.

Warum haben Sie ein Pseudonym gewählt?

Alexander Berg: Als wir mit den Vorbereitungen zum ersten Band beschäftigt waren, hatte ich noch eine Professur inne. Und da wollte ich nicht als Autor von Kriminalromanen in Erscheinung treten.

Liv Amber: So ist das also! Der Wissenschaftler wollte nicht mit den Niederungen der Kriminallilteratur in Verbindung gebracht werden ...

Alexander Berg: Das ist wie in den Romanen. Wenn Liv zu polemisch wird, muss ich eben eingreifen... Wir beide haben unter anderen Pseudonymen und Klarnamen schon verschiedene Bücher publiziert. Unsere Identität als Krimi-Autoren sollte sich davon abgrenzen.

Liv Amber: Durch die Entscheidung für eine Website mit Fotos, auf denen wir uns ja nicht verkleiden, haben wir das Pseudonym doch im Grunde schon geöffnet. Wer wissen will, wer wir sind, der kann und darf es gern erfahren. Und ganz ehrlich, unsere beiden Namen würden sich auf dem Cover einfach nicht halb so gut machen wie Amber&Berg.

Das Interview führte Christa Thelen.
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